Inge Deutschkron - ein biografischer Überblick

 

Die in Finsterwalde geborene Inge Deutschkron wächst in Berlin auf. Ab 1933 ist die Familie der Verfolgung durch die Nationalsozialisten ausgesetzt, da der Vater, Dr. Martin Deutschkron, Funktionär der SPD und Jude ist. Ihm gelingt 1939 die Emigration nach England. Der Beginn des Zweiten Weltkrieges verhindert, dass seine Ehefrau Ella und seine Tochter Inge ihm folgen können. Inge Deutschkron leistet 1941 in der zum IG Farben Konzern gehörenden Kunstseidefabrik ACETA AG Zwangsarbeit. Absichtlich fügt sie sich eine Knieverletzung zu, so dass sie nach einer ärztlichen Untersuchung entlassen wird. 

Nach einem Hinweis der Jüdischen Gemeinde stellt sich die 19-Jährige bei Otto Weidt vor. Er kann sie einstellen, weil er Alfred Eschhaus, den Leiter der "Einsatzstelle für Juden" des Berliner Arbeitsamtes, besticht. Auf Initiative der Familie Gumz können sich Inge und Ella Deutschkron im Januar 1943 bei dieser verstecken. Otto Weidt beschafft Inge Deutschkron das Arbeitsbuch einer Nichtjüdin, später einen gefälschten Werkausweis auf den Namen Inge Richter. Etwa zwei Jahre arbeitet Inge Deutschkron in der Blindenwerkstatt Otto Weidt. In den letzten Kriegsmonaten geben sich Inge und Ella Deutschkron als Flüchtlinge vor der herannahenden Roten Armee aus. Mit neuen Ausweisen auf den Namen Richter erleben sie das Kriegsende in Potsdam. Im Sommer 1946 reisen sie nach England, wo die Familie wieder vereint wird.

Ab 1946 lebt Inge Deutschkron nach in Großbritannien, wo sie im Büro der Sozialistischen Internationale arbeitete. Später wurde sie Deutschland-Korrespondentin der israelischen Zeitung Maariv und berichtete über den ersten Auschwitzprozess in Frankfurt. In Reaktion auf den Umgang mit dem Holocaust und Israel in den Sechzigerjahren wanderte sie 1972 nach Tel Aviv aus. 1989 kam Inge Deutschkron nach Berlin, um die Aufführung eines Theaterstückes zu ihrem Buch „Ich trug den gelben Stern“ zu besuchen. Ab 1992 pendelte sie, für Gespräche, Vorträge und andere Veranstaltungen zwischen Berlin und Tel Aviv. Mit fast 80 Jahren, im Jahr 2001, zog sie nach Berlin zurück und setzte dort bis zu ihrem Lebensende am 9. März 2022 ihr Engagement fort. Für ihr Lebenswerk erhielt Inge Deutschkron zahlreiche Auszeichnungen und wurde 2018 Ehrenbürgerin von Berlin.