Die Stifterin
Jugend
1922
Inge Deutschkron wird am 23. August 1922 in Finsterwalde geboren. Sie ist vier Jahre alt, als ihre Eltern Ella und Martin Deutschkron 1927 mit ihr nach Berlin in den Prenzlauer Berg ziehen. Ihr Vater tritt eine Stelle als Oberstudienrat an einem Gymnasium im Wedding an. Beide Eltern sind als Sozialdemokraten politisch aktiv. Als Funktionär der SPD warnt Martin Deutschkron in Wahlveranstaltungen immer wieder vor den Nationalsozialisten. Inge ist stolz auf die politische Überzeugung ihrer Eltern. Zu ihren schönsten Kindheitserinnerungen zählt, dass sie helfen durfte, Wahlflugblätter zu falten.

Quelle: Gedenkstätte Deutscher Widerstand

Quelle: Gedenkstätte Deutscher Widerstand
1933

Quelle: Gedenkstätte Deutscher Widerstand
Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten im Jahr 1933 erklärt Ella Deutschkron ihrer Tochter Inge, dass sie Jüdin ist. Die Zehnjährige kann sich darunter zunächst nichts vorstellen. Religion spielt keine Rolle in der Familie. Seit 1933 wird die Familie wegen ihrer politischen Arbeit in der SPD und als Juden verfolgt. Im April 1933 wird sie von einem harten Schlag getroffen. Dr. Martin Deutschkron wird als SPD-Mitglied und Jude nach dem „Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums“ wegen „politischer Unzuverlässigkeit“ aus dem Schuldienst entlassen. Die Familie zieht nach Charlottenburg, wo sie niemand kennt.
Dort findet Martin Deutschkron die Möglichkeit, an der Theodor-Herzl-Schule am Kaiserdamm 78 zu unterrichten und wird Assistent der Schulleitung. Diese jüdische Volksschule war 1920 von Zionisten gegründet worden. Die Besonderheit war, dass dort auch Fremdsprachen unterrichtet wurden. Im März 1939 wird die Schule von den Nationalsozialisten geschlossen.
1935
Im Jahr 1935 werden die Nürnberger Rassegesetze verabschiedet. Mit ihrem Inkrafttreten war die rechtliche Grundlage für die Verfolgung der Juden in Deutschland geschaffen. Antisemitismus war fortan nicht nur legal, sondern gesetzlich verordnet. Ausgrenzung und Verfolgung der jüdischen Bürger nehmen zu.
Solange die Familie in der Hufelandstraße im Prenzlauer Berg wohnt, besucht Inge für kurze Zeit, das Königstadt'sche Oberlyzeum in der Greifswalder Straße. Nach dem Umzug in den Westen, geht sie auf die Fürstin-Bismarck-Schule. Doch auch diese Schule hat sie nur für eine kurze Zeit besucht. Nachdem es auch dort zu Diskriminierungen der jüdischen Kinder kam, beschließen die Eltern, sie auf die jüdische Mittelschule in der Großen Hamburger Straße zu schicken.

Berlin, Sommer 1939
Quelle: Gedenkstätte Deutscher Widerstand
1938

Quelle: Gedenkstätte Deutscher Widerstand
1938 erhält Inge einen Ausweis mit einem groß eingedrucktem J und dem Zusatznahmen Sara – Inge Sara Deutschkron ist nun der Name, den sie führen muss. Nach der Pogromnacht am 9. November 1938 ist Martin Deutschkron endlich bereit Deutschland zu verlassen und die Familie bemüht sich um eine Möglichkeit. Im April 1939 gelingt Martin Deutschkron die Flucht nach England. Weil die von der Englischen Regierung festgesetzte hohe Geldsumme von seiner Kusine nur für eine Person geleistet werden kann, bleiben die Mutter und Inge in Berlin zurück. Beim Abschied verspricht er den Beiden, sie so schnell wie möglich nachzuholen, aber das gelingt nicht. Mit dem Eintritt Großbritanniens in den Krieg am 3. September 1939 ist kein Kontakt mehr möglich.