Die Stifterin
Überleben im Nationalsozialismus
1939
Inge Deutschkron und ihre Mutter sind seit dem Kriegsbeginn im Herbst 1939 wie alle Jüdinnen und Juden in Deutschland immer grausamer werdenden Zwängen und Verfolgungen ausgesetzt.
Inge Deutschkron besucht 1939 das Jüdische Kindergärtnerinnen-Seminar, danach arbeitet sie zunächst als „Haustochter“ in einem jüdischen Haushalt und später als Fabrikarbeiterin. Ihre Mutter versetzt in große Angst, dass sie trotz des Verbotes für Juden gelegentlich Kinovorstellungen, Theateraufführungen und Konzerte besucht.
1941
Im Frühjahr 1941 wird Inge zur Zwangsarbeit in einer Seidenspinnerei für Fallschirme (IG-Farben) in Lichtenberg herangezogen. Die Arbeitsbedingungen sind unerträglich. Inge fügt sich bewusst - durch das Tragen von Schuhen mit sehr hohen Absätzen am Arbeitsplatz und auf dem Arbeitsweg - eine Knieverletzung zu. Mit einem ärztlichen Attest entkommt sie der Fabrik und wendet sich an Otto Weidt, den sie bereits kennengelernt hatte. Der Kleinfabrikant, ein ausdrücklicher Gegner der Nationalsozialsten, führt in der Rosenthaler Straße 39 auf dem Hinterhof eine Bürsten- und Besenwerkstatt, wo überwiegend blinde jüdische Frauen und Männer arbeiten. Er beschäftigt Inge Deutschkron nun verbotenerweise in seinem Büro. Otto Weidt hilft den bei ihm beschäftigen Jüdinnen und Juden mit Lebensmitteln und stellt Einzelnen später Verstecke zur Verfügung. Inge Deutschkron rühmt ihn als einen der „Stillen Helden“, dem mindestens 25 Menschen ihr Leben verdanken.
1941
Ab September 1941 müssen Inge und ihre Mutter – wie alle anderen Jüdinnen und Juden ab sechs Jahren - den „Judenstern“ deutlich sichtbar an der Kleidung tragen. Die Einschränkungen für jüdische Menschen werden immer heftiger. Als im Oktober 1941 die Deportationen von Berlin in die Vernichtungsstätten in den besetzten Gebieten Polens und der Sowjetunion beginnen, wird auch eine Mitbewohnerin der Deutschkrons abgeholt.
1943

Foto: Andreas Uhse
Inge Deutschkron und ihre Mutter leben inzwischen in einem „Judenhaus“. Die Besitzerin der Charlottenburger Wäscherei Gumz in der Knesebeckstraße hat immer noch die Wäsche der Beiden gewaschen, obwohl es verboten war. Sie überredet Inges Mutter Anfang 1943, zusammen mit ihrer Tochter unterzutauchen und nimmt sie für die nächsten Wochen bei sich auf. Damit beginnt eine Odyssee bis fast zum Ende des Krieges. Neugierige und denunziationswillige Nachbarn sorgen dafür, dass Inge und ihre Mutter ständig das Versteck wechseln müssen. Nun sind sie vollkommen auf die Unterstützung ihrer Freunde und Bekannten angewiesen, da sie als Illegale z.B. auch keine Lebensmittelmarken mehr erhalten. Inge Deutschkron berichtet später, dass sie in den 28 Monaten in insgesamt zehn Verstecken untergebracht waren und mindestens 20 Menschen zu ihrem Überleben beigetragen haben, wohl wissend, dass sie damit ihr eigenes Leben riskierten.
1945
Nachdem ihre Unterkunft im Herbst 1944 ausgebombt worden ist, finden Inge Deutschkron und ihre Mutter Unterschlupf in einem umgebauten, ehemaligen Ziegenstall in Potsdam. Sie befolgen den Rat einer Freundin und fahren kurz vor Kriegsende in Richtung Osten und gleich wieder zurück mit einem Flüchtlingszug nach Berlin. Als angeblich in Guben ausgebombte Flüchtlinge, die alles, auch ihre Papiere verloren haben, werden sie nun offiziell registriert und erwarten das Ende des Krieges in ihrem Ziegenstall in Potsdam.